Leichtathlet jetzt im Bob: Nick Kocevar geht im Eiskanal auf WM-Medaillenjagd
Der Endorfer Leichtathlet Nick Kocevar hat einen neuen Weg eingeschlagen. Im Team von Bob-Pilot Tobias Dostthaler schiebt jetzt der 17-jährige WM-Sprinter an. Das, sagt der Neuling im Eiskanal, ist besonders herausfordernd an seiner neuen Sportart.
Der Leichtathletik-Sprinter Nick Kocevar geht neue Wege: Als Bob-Anschieber feierte der Rosenheimer nun jüngst ansprechende erste Erfolge.
Kocevar ist längst ein besonderer Sprinter der Super-Klasse, denn als 17-Jähriger wurde er Fünfter im Weltmeisterschaftsfinale über 100 Meter der Jugend U18. Auch als U20-Jugendlicher wurde er im Trikot des TSV Bad Endorf für die europäischen Titelkämpfe über 100 Meter und mit der Staffel nominiert. Danach wurden seine Wege komplizierter, denn der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) wollte ihn nicht in einen Kader berufen. Deshalb wechselte er sein Startrecht nach Slowenien und wurde dort nationaler Meister über 60 Meter in der Halle und über 100 Meter im Freien in der Saison 2020 sowie im Jahr 2021 Gold-Gewinner über 100 und 200 Meter. Danach hatte der heute 24-Jährige immer wieder Verletzungsprobleme, ebenso wie in dieser Saison und absolvierte deshalb keinen Start. Sein Fokus lag auf der Genesung nach einer komplizierten Sprunggelenks-Operation.
„Die Koordination im Team ist sehr wichtig“
Dennoch: Der Rosenheimer trainierte in Bad Endorf fleißig weiter. Und im Sommer entschied Kocevar, dass er im Winter mit dem Bobfahren in einer neuen Sportart an den Start gehen will. Die erforderlichen Auswahl-Tests der Anschieber fielen für den ehrgeizigen Athleten relativ früh im Spätsommer, weshalb er wenig Zeit hatte, um sich ideal vorzubereiten. Beide Anschieber-Tests verliefen dennoch sehr erfolgreich: Noch bei der ersten Ausscheidung in Magdeburg startete er früh nach einer auskurierten Zerrung, was seinen Vater und Trainer Mitja Kocevar etwas nervös machte: „So ein Sprint mit dem Anschub eines 115 Kilo schweren Sportgeräts ist kein Kinderspiel und verlangt vom Sportler alles ab. Dort schaffte Nick gerade so die Anforderungen.“ Beim zweiten Test auf dem Eis in Oberhof im September glänzte Kocevar hingegen mit Bravour, zumal er nun seine volle Geschwindigkeit abrufen konnte. Damit stand fest, dass er sicher in ein Bob-Team kommen wird. Mit Tobias Dostthaler (BC Bad Feilnbach) fand er auch den perfekten Pilot.
Es folgte ein hartes Techniktraining mit dem Dostthalers Team in Berchtesgaden, denn „die Koordination im Team ist sehr wichtig“, weiß Nick Kocevar. „Ein perfekter Start ist nicht nur ein paar Meter anschieben, sondern auch koordiniert in den Bob springen – und das alles muss sehr, sehr schnell passieren.“
Ganz anders als der Leichtathletik-Sprint
Zugleich wurde auch zu Hause fleißig weiter trainiert. Beim Anschieben seien ohnehin einige Punkte ganz anders als beim Leichtathletik-Sprint, denn es gebe einen koordinierten Start, der bereits von Anfang an mit erheblichem Gewicht und dem Schieben kombiniert ist. Neben der Explosivität, Schnelligkeit seien Kraft und Technik enorm wichtig. Vor allem die erste Phase sei durch enorme explosive Kraft und Beschleunigung geprägt. Nach den ersten Metern geht es bergab und hier kommt Nick Kocevar mit seiner überragenden Schnelligkeit und Geschwindigkeit dem Bob beim Anschieben zugute, denn die ersten 40 Meter seien sehr wichtig – und hier ist der Rosenheimer als letzter Anschieber in der Lage, bis zum Ende ordentlich zu beschleunigen.
Beim ersten Auswahlrennen mit den verbundenen deutschen Meisterschaften in Altenberg sicherte sich Nick Kocevar mit Pilot Tobias Dostthaler bei seiner Premiere den fünften Platz im Zweier- und dem sechsten Rang im Viererbob. Damit qualifizierten sie sich zum einen für den Europacup und zum anderen für die Junioren-WM im Februar in Altenberg. Beim Europacup in Innsbruck arbeitete sich Dostthaler im Viererbob auf zwei Spitzenplätze als Vierter und Fünfter. Die deutschen Bob-Teams zählen nach wie vor weltweit zu den besten und natürlich ist Tobias Dostthaler auch bei der Heim-WM in Altenberg nicht ohne Chancen, obwohl eine Medaille keine Selbstverständlichkeit ist. Schließlich zählt die Bahn aktuell zu den anspruchsvollsten auf der Welt.